Kirche in Fahrland



                 


„Drüben Fahrlands Turm, aus dessen Luke hörbar kaum die Abendglocke singt! Dort die Hirtenfrau, die Napf und Kruke Ihrem Mann nach jener Hutung bringt! Fern des Buchenwaldes Nebelschwärze! Oh und hier des Abendsternes Kerze, die so hell, so hell im Westen blinkt, da der Feuerball der Sonne sinkt!“

Friedrich Wilhelm August Schmidt von Werneuchen, aus seinem Gedicht „Der Sipunt bei Fahrland“

Diese romantisch-idyllisierenden Verse des märkischen Poeten Schmidt von Wemeuchen konnten Theodor Fontane auf seinen „Wanderungen“ nicht so recht von Fahrland überzeugen, dessen landschaftliche Umgebung er „reizlos“ und »arm an charakteristischen wie an Schönheits-Punkten“ erlebte. Auch an der Kirche findet der reisende Dichter nicht viel Gutes: Sie erscheint ihm schmucklos (was sie von außen zweifelsohne ist), und er bemängelt, dass die „direkte[n] Überreste alter Gotik so geschickt bekalkt und bemörtelt sind, dass nichts übrig geblieben ist als Wand und Fenster und der Unterbau eines Turmes.“ - Zugegeben, das Gotteshaus ist eine typische schlichte märkische Dorfkirche, deren gotisches Mauerwerk zum Teil in den grundlegenden Umbau von 1709 einbezogen wurde.


Der rechteckige Backsteinputzbau mit Satteldach aus dieser Zeit integriert nämlich den Sockel des ältesten Teils, des mittelalterlichen Westquerturmes, der 1740 quadratisch aufgestockt wurde.






Ein gotischer Spitzbogen hat sich noch beim Übergang zwischen Turmvorhalle und Kirchenraum erhalten.

Auch die östliche Wand der Kirche zeigt von außen die Blendöffnungen von fünf unterschiedlich großen gotischen Fenstern. Die barocke Gliederung der Turmaußenhaut stammt im Wesentlichen von 1772.

Vor etwa zehn Jahren stellte sich heraus, dass der Turm stark einsturzgefährdet war und sich zum Kirchenschiff neigte. Durch eine Stahlträgerkonstruktion konnte jedoch wieder Stabilität hergestellt werden, sodass heute wieder Uhr und Geläut (drei 1921 in Apolda gefertigte Stahlgussglocken) weithin hörbar funktionieren können. Restaurierungen fanden 1554, 1663, 1709 („ist sie - die Kirche - fast neu aufgebaut“), 1740/42, 1774 (Turmverkleinerung), 1869, 1930/31 und letztmalig 1984 bis 1989 statt, wie es an der Nordwand der Kirche über den Emporen zu lesen ist. Das Innere des Bauwerkes strahlt nach der jüngsten Renovierung eine lichte freundliche Atmosphäre aus, auch wenn hier Fontane ebenfalls krittelt: „Das innere wirkt nüchtern.“ - Mehr Worte verliert er nicht.


Doch die gegenwärtige Wirkung der weißen, hellen Wände und der wenigen vergoldeten Details, so die Leuchter oder die Kanzel, aber auch die Emporen mit gelblich marmorierten Rechteckfeldern auf grau marmorierten Holzsäulen ist erstaunlich, wenn man die Schlichtheit des Außenbaus betrachtet.






Die Emporen waren 1930/31 gekürzt worden, um die farbigen ovalen Bleiglasfenster der Ostwand wieder erlebbar zu machen.
Typisch für protestantische Kirchen ist die vertikale Anordnung von Kanzel und Altartisch. Die dreiseitig geschlossene Kanzel an der Ostwand ruht auf verschlungenen Rokokoornamenten. Ihr Schalldeckel wurde erst 1930 auf dem bis dahin nicht zugänglichen Boden der Sakristei gefunden, ausgebessert und wieder über der Kanzel angebracht. Das ebenfalls in den dreißiger Jahren entstandene Altarbild des Kunstmalers Gern“, eine Stiftung des C. F. Siemens‘ auf dem Heinehof, befindet sich heute an der Rückwand des Kirchenschiffs. Nicht immer war die Kirche innen so einheitlich hell. Ein in der Sakristei aufbewahrtes Aquarell, das den Zustand von vor 1930 zeigt, gibt eine hellblaue Ausmalung mit Sternen an der Altarrückwand wieder. Über der Altarnische prangte damals der Spruch „Selig sind die Gottes Wort hören und bewahren“. Auch die flache Kirchendecke war - wahrscheinlich nach der Mode des 19. Jh.s - um die Leuchter herum mit floralen Rankenmotiven geziert. Der Orgelprospekt stellt sich in der Ornamentik als eine Mischung aus Rocaillen und klassizistischen Formen, wie den Vasen, dar. Das elektromechanische Spiel installierte 1930 die Fa. C. F. Steinmeyer, Öttingen/ Nürnberg, zuletzt wurde es 1992 von der Fa. Schuke aus Potsdam überholt. SiK